Stetten

Zwischen Reben –
1175 Jahre Geschichte von Stetten.

Mathilde von Tuszien stiftete 15 Hofgüter.

Die Markgräfin stiftete aus dem Erbe ihrer Mutter Beatrix, einer Herzogin von Lothringen und Adoptivtochter der Kaiserin Gisela, 15 Hofgüter und 3 Hufen Herrenland, sowie die Kirche. Dabei war der kontinuierliche Ertrag sehr genau beschrieben mit etwa 5 Goldstücken pro Jahr. Das deutet auf eine bedeutende Überschusswirtschaft hin und war meist mit einer einmaligen Ablösung in Geld verbunden (Übertragung gegen Einmalzahlung). Dem Seelenheil und dem Ansehen der Stifterin hat das nie geschadet. Klosterbesitz war der einzige garantierte Zahler, der über lange Zeit zuverlässig sein konnte.

Große Förderin des Papsttums.

Mathilde war eine große Förderin des Papsttums und ist mit einem zentralen Ereignis der europäischen Geschichte verbunden. Im Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst ermöglichte sie es ihrem Verwandten Kaiser Heinrich IV, sich Papst Gregor zu unterwerfen und einen wichtigen Schritt in dem Rechtsverhältnis zwischen Kaiser und Papst zu ermöglichen. Dieses Ereignis kennen viele, es war der Gang nach Canossa. Und Canossa war die Burg der Mathilde von Tuszien. Sie war eine fromme, aber auch sehr moderne Frau. Sie trennte sich von ihrem ersten Mann, um einen zweiten, über 20 Jahre jüngeren Mann zu heiraten. Danach übertrug sie ihre Herrschaft in Italien an den Papst.

Die Päpste haben es ihr gedankt und sie als eine der ersten Frauen in den neuen Petersdom überführen lassen.

Die Ortsherrschaft ging mit dieser Schenkung
an das Kloster Münsterdreisen.

In dieser Zeit war auch eine adelige Familie in Stetten ansässig geworden. Über diese Familie und über den zunehmenden Einfluss der Kurpfalz auf die Klöster ist es dieser Familie gelungen, die weltlichen Rechte Gerichtsrechte und die Verpflichtungen zur Heeresfolge zu erwerben. Diese Familie wurde jedoch von der zunehmend mächtigeren Kurpfalz eingegliedert und auch die Kurpfalz übernahm wichtige Rechte der Klöster in der Reformation.

Damit kann seit Mitte bis Ende des 15 Jhdts. Stetten auch als pfälzisches Dorf bezeichnet werden. Stetten wurde später pfälzisch, als viele Dörfer im benachbarten Rheinhessen. Die Herren von Stetten verlegten ihren Familiensitz von Stetten nach Frankfurt und dann nach Augsburg, wo sie als erfolgreiche Großkaufleute tätig wurden. Die Familie befindet sich heute noch in der Nähe von Augsburg. Rechtsnachfolger dieser Ortsrechte wurden im 30 jährigen Krieg die Freiherrn von Koffler (eine vermutlich aus dem heutigen Österreich stammende Familie).

Überhaupt muss man sich fragen, ob man Stetten
mit anderen Orten messen kann.

Bis zur Übernahme des linken Rheinufers durch die Franzosen hatte Stetten ein eigenes Maßsystem. Viele Standardwerke zur historischen Metrologie verweisen auf den Stetter Schuh als eigenes Längenmaß, der mit keinem anderen Längenmaß übereinstimmt. Nicht mit dem Binger Schuh, der wesentliche Teile Rheinhessen bestimmt hat noch mit dem Wormser Schuh. Ilbesheim hatte ebenfalls einen eignen Schuh. Man kann sich also zu Recht die Frage stellen. Kann man oder darf man Stetten mit dem gleichen Maß messen. Ich denke, Ortsgeschichte ist aber mehr als historische Daten und Fürsten, Gräfinnen und andere Adlige.

Was ist uns bis heute von dieser Geschichte geblieben?

• Die großen alten Bauernhöfe beruhen nahezu alle auf ehemaligem Klosterbesitz – verkauft und versteigert – und führen diese Tradition weiterhin fort.

• Die Familie von Koffler kann jeder heute noch an ihrem Grabmal bewundern vor der Kirche. Die Gruft der Familie Koffler im südlichen Seitenschiff der katholischen Kirche ist heute leider nicht mehr zugänglich. Aber auch in der Stiftskirche zu Bruchsal wo sich ein Reichsfräulein von Stetten mit einem Grabmal für Ihren Mann verewigt hat.

• Die beiden Kirchen als historische Denkmäler mit Ihrer intakten Ausstattung. Der Fluchtweg ist zwischen dem katholischen Kirchturm und der alten Burg nur noch teilweise zugänglich.

Was bleibt für uns alle aus der Ortsgeschichte?

Die Tradition und das Bewusstsein, in einer historischen Gegend mit langer Besiedlungstradition zu leben im Altsiedelland, das schon früher für regelmäßige und stabile wirtschaftliche Verhältnisse gesorgt hat.

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